Mittwoch, 20. August 2008

19. Szene / Mordszene

Die Mordszene ist im Woyzeck von großer Bedeutung. Hier tötet er seine Geliebte, die ihm alles bedeutet und praktisch sein einziger "Besitz" ist. Durch den Mord besiegelt er sein gesellschaftliches Schicksal.
Auch seine psychische Verwirrung und seine Schizophrenie sind sehr gut zu erkennen, genauso wie sein allgemeiner Gefühlszustand. Er schwankt zwischen großer Liebe, die dem Leser Hoffnung gibt, dass alles gut ausgehen wird, und blinder Rachsucht.

Etwas mehr zu der Szene und einige passende Zitate gibt's unter folgender URL:
http://members.futureprojects.info/melliandra77/deutschhauptkurs/Inhaltsangabe%20des%20Woyzeck.doc

Inhaltsangabe

Dieser Artikel stellt eine kurze Zusammenfassung zum Inhalt des Werkes "Woyzeck" von Georg Büchner dar.


Woyzeck ist ein einfacher, ungebildeter Soldat, der der untersten Gesellschaftsschicht angehört. Sein Einkommen ist sehr gering und wie üblich zu dieser Zeit ist er dem allgemeinen Machtgefälle - Adel darf alles, der Rest nichts - hilflos ausgeliefert.
Woyzeck hat eine Geliebte namens Marie, sowie eine uneheliche Tochter mit ihr. Zu einer Heirat ist es bisher noch nicht gekommen, da er sich die Hochzeit schlichtweg nicht leisten könnte. Den einzigen anderen relevanten Kontakt hat er zu Andres, einem anderen Soldaten. Dieser ist in einer ähnlich schlechten Position wie Woyzeck. Trotzdem reden beide auffällig oft aneinander vorbei.

Das Werk beginnt mit einem eben solchen Gespräch zwischen Woyzeck und Andres. Woyzeck deutet Angstgefühle vor etwas Übernatürlichem an. Er wirkt konfus, fast verrückt. Sein Freund reagiert aber nicht hilfestellend, sondern singt stattdessen Lieder, um Woyzeck nicht zu hören.

Kurz darauf trifft eine Armee in der Stadt ein. Marie, Woyzecks Geliebte, lernt ein Mitglied dieser Armee, den Tambourmajor, kennen. Dieser umgarnt die schöne Frau so gut er kann und schenkt ihr unter anderem Ohrringe. Woyzeck ist dagegen machtlos, solche Wertgegenstände könnte er nie bezahlen. Ohnehin kriegt er nichts von der sich anbahnenden Beziehung mit. Während seiner kurzen Gespräche mit Marie wirkt er geistesabwesend und verwirrt, was auch Marie verunsichert.

Etwas später muss er dem Hauptmann - seinem Vorgesetzten - den Bart schneidet. Während er damit beschäftigt ist, redet der Hauptmann vor sich hin. Er gibt abfällige Bemerkungen über Woyzeck ab und bezeichnet ihn als dumm und unmoralisch, da er ein uneheliches Kind hat. Dass sich Woyzeck eine Heirat nicht leisten kann interessiert ihn nicht.

Direkt nach dem Gespräch gibt Marie ihren anfänglichen Widerstand gegen den Tambourmajor auf und gibt sich diesem hin. Woyzeck weiß noch nichts davon, doch eine dunkle Ahnung beschleicht ihn. Er kann dieser aber nach noch genauer nachgehen, denn vorher muss er noch zum Doktor. Für diesen ist er als Versuchskaninchen tätig: Er hat sich auf eine "Erbsendiät" eingelassen. Seine gesamte Ernährung besteht also nur noch aus Erbsen. Zum Wohle der Wissenschaft, laut dem Doktor. Woyzeck kriegt dafür ein bisschen Geld zusätzlich, was ihm hilft, Marie und das Kind irgendwie durchzukriegen. Gesund ist das aber selbstverständlich nicht und Woyzeck ist dementsprechend körperlich stark geschwächt. Möglicherweise verursacht auch nicht zuletzt die Erbsendiät seine psychischen Probleme (später fängt er an Stimmen zu hören).
Als wäre die reine Diät noch nicht genug, wird er durch den Doktor auch unwürdig behandelt. Dieser betrachtet ihn nur als ein Objekt und ist auch von den negativen Folgen bei Woyzeck sehr fasziniert. Mitleid? Fehlanzeige.

Kurz nach dem Gespräch trifft er wieder auf den Doktor, diesmal auf der Straße. Dieser war zunächst mit dem Hauptmann wild am streiten. Da trifft es sich für diese beiden gut, dass Woyzeck vorbeikommt. So kann man sich wieder versöhnen, indem man einfach gemeinsam den armen Soldaten etwas beleidigt und verhöhnt. Bei der Gelegenheit erwähnt auch der Hauptmann, dass Marie eine Affäre mit dem Tambourmajor hat. Offenbar ist der Hauptmann besser informiert über Marie als Woyzeck.

Woyzeck ist tief getroffen und aufgewühlt von dieser Bemerkung. Er versucht mit seinem Freund Andres zu sprechen, dieser ist aber keine große Hilfe. Kurze Zeit später sieht er Marie und den Tambourmajor fröhlich in einem Wirtshaus tanzen, Arm in Arm. Woyzeck fühlt sich, als würde er den Boden unter den Füßen verlieren - und in gewisser Weise stimmt das auch. Schließlich ist Marie das einzige was er hat. Vermögen oder Besitztümer hat er nicht. Erstmalig beginnt er, Stimmen zu hören. Und diese haben es in sich: Sie verlangen, dass er Marie tötet.

Am Abend erzählt er Andres von Maries Affäre und den Stimmen. Dieser interessiert sich aber wieder nicht dafür und will lieber schlafen. Am nächsten Morgen begegnen sich Woyzeck und der Tambourmajor. Woyzeck beginnt eine Schlägerei, ist aber - entkräftet durch die Erbsendiät - völlig unterlegen. So fehlt ihm sogar die Möglichkeit, wenigstens auf physischem Wege seine Wut rauszulassen - stattdessen wird er nur ein weiteres Mal gedemütigt.
Später geht er los und kauft sich ein Messer. Parallel dazu macht sich erste Reue bei Marie breit. Zu spät.
Gegen Abend des selben Tages erläutert Woyzeck Andres, wer nach seinem Tod die paar Habseligkeiten haben soll, die er im Moment noch besitzt. Wieder versteht Andres nicht was los ist, hört kaum zu und schiebt das Verhalten seines Freundes auf eine Krankheit.

Am nächsten Tag muss er noch einmal zum Doktor. Diesmal wird er aber nicht ausgefragt, sondern - fast wie ein Tier, oder eine Zirkusattraktion - vor den Studenten vorgeführt. Der Doktor ist fasziniert von seinem Studienobjekt, lässt sich aber die Gelegenheit nicht nehmen, Woyzeck gezielt zu demütigen und zu erniedrigen; vor dem gesamten Publikum.

Erst danach kann er zu Marie. Sie sträubt sich, mit ihm spazieren zu gehen, doch er lässt nicht locker. Schließlich kommt sie mit. Sie laufen bis an einen nahen Teich. Dort sticht er etliche Male auf sie ein, bis sie schließlich tot ist.
Woyzeck geht zurück zum Wirtshaus. Die Leute dort bemerken aber, dass seine Kleidung blutverschmiert ist. Panisch läuft er heraus. Er rennt zum See, sucht dort nach dem Messer und wirft es in das Wasser, damit es niemand finden kann. Nachdem er es weg geworfen hat, glaubt er aber immer noch, es zu sehen. Er geht in den See hinein, taucht danach und versucht, es noch tiefer auf den Grund zu bringen. Doch egal wie tief er es versteckt, immer wieder glaubt er, es noch immer zu sehen. Bei einem der Tauchgänge geht ihm schließlich die Luft aus. Er ertrinkt.

Dienstag, 19. August 2008

Über Georg Büchner

Lebenslauf

Georg Büchner wurde am 17. Oktober 1813 geboren. Sein Heimatort war zunächst
Goddelau in Hessen, doch noch während seiner Kindheit zog die Familie nach Darmstadt um. Sein Vater war als Arzt tätig, seine Mutter Hausfrau. Er hatte fünf weitere Geschwister, die alle jünger waren als er.

Georg war ein guter Schüler, nur mit Mathe haperte es etwas (nur allzu verständlich). Besonderes Interesse konnte er gegenüber den Naturwissenschaften aufbringen, die ihn auch im späteren Verlauf seines Lebens begeistern sollten.
Während seiner Zeit als junger Erwachsener begann er ein Studium der Medizin in Straßburg. In dieser Stadt lernte er auch Wilhelmine Jaeglé, welche er kurz darauf heiratete.

Büchner hatte schon in seiner Jugendzeit eine "revolutionäre Ader" gehabt und immer wieder öffentlich Feinde der Monarchie verteidigt. Er konnte diesem Regierungssystem nichts abgewinnen und sehnte sich die Republik und die Meinungsfreiheit herbei. Diese Grundeinstellung verstärkte sich während seiner Zeit als Student und er wurde politisch immer aktiver. Paradoxerweise deutete er gleichzeitig in seinem Fatalismus-Brief die Meinung an, dass ein einzelner Mensch nicht die Geschichte beeinflussen könne, sondern vielmehr von ihr beeinflusst und getrieben werde.

Nach zwei Jahren in Straßburg war er gesetzlich verpflichtet, nach Hessen zurückzukehren und setzte sein Studium in Gießen fort. Die Monarchie und die starren Hierarchien fielen ihm dort aber noch mehr auf. So gründete er zunächst die "Gesellschaft für Menschenrechte", ein revolutionärer Geheimbund, welcher allerdings nie wirklich viele Mitglieder hatte. Später gab er den "Hessischen Landboten" heraus, ein revolutionäres Flugblatt, welches zum Umsturz der Regierung aufrief.

Als man ihm auf die Spur kam und sich eine Verhaftung wegen des Flugblatts anbahnte flüchtete er nach Straßburg. In dieser Zeit riss auch der Kontakt zu seinem Vater komplett ab. Dieser war ein erklärter und engagierter Freund der Monarchie und hielt daher gar nichts von Georgs politischen Ansichten. Etwas beruhigend wirkt da nur, dass das Verhältnis zwischen Georg Büchner und seinem Vater ohnehin schon von der frühen Kindheit an schlecht war.

In Straßburg wendete er sich dann mehr den Naturwissenschaften zu. Er begann mit der Erforschung von Nervensystemen, ein Wissenschaftszweig, der in diesen Tagen noch sehr neu war. Er erhielt 1836 die Ehrendoktorwürde der Universität Zürich und wurde auch in die Gesellschaft für Naturwissenschaft aufgenommen.
Anfang 1837 - mit nur 24 Jahren - erkrankte er an Typhus und starb kurz darauf.


Wichtige Ereignisse

1813: Georg Büchner wurde geboren.
1817: Erstes Wartburgfest (eine Versammlung von Studenten, die sich unter anderem für einen vereinigten deutschen Nationalstaat einsetzten).
1819: Die Karlsbader Beschlüsse werden erlassen, die die Freiheit der Universitäten, sowie die allgemeine Pressefreiheit deutlich einschränken.
1830: Die Julirevolution in Frankreich findet statt. Dabei protestiert das Bürgertum gegen die Politik von Karl X, welcher noch im selben Jahr gestürzt und durch einen anderen König aufgetauscht wird.
1833: Die Hauptwache in Frankfurt am Main wird von Revolutionären gestürmt. Der Angriff scheitert aber und entwickelt sich nicht - wie erhofft - zu einer allgemeinen Revolution. Georg Büchner kannte einige der Angreifer. (Frankfurter Wachensturm)
1834:
  1. Die deutschen Fürstentümer erleichtern den Handel untereinander. Ein gemeinsamer Staat existiert aber nach wie vor nicht.
  2. Die Seidenweber in Lyon beginnen einen Aufstand. Er wird blutig von der Armee niedergeschlagen. 600 Menschen sterben.
  3. Georg Büchner verfasst zusammen mit Friedrich Ludwig Weidig den Hessischen Landboten und verteilt diesen heimlich. (Im selben Jahr gründet Georg auch die Gesellschaft für Menschenrechte.)
1837: Georg Büchner stirbt.
1844: Aufstand der schlesischen Weber.
1848: Die Revolution in Deutschland (Märzrevolution) beginnt.
1849: Die letzten Aufständischen der Revolution werden durch die preußische Armee niedergeschlagen.


Büchners Stil

Büchner hat einen recht realitätsnahen Sprachstil. So verwendet er in Woyzeck auch Umgangssprache, Wortwiederholungen, die an Stottern erinnern, Grammatikfehler und ähnliches. Damit setzt er sich von dem Idealismus anderer Schriftsteller, die nur nahezu perfekte Charaktere in unrealistischen Umgebungen schildern ab. Georg Büchner verwendet als Protagonisten häufig Personen aus sehr niedrigen Gesellschaftsschichten und führt dem Leser so deren Elend vor Augen.
Büchner interessierte sich selbst für Literatur von Goethe. Zwar hatte dieser als Vertreter des Sturm und Drang eher einen Hang zum Unrealistischen, doch waren auch dessen Charaktere alles andere als Idealpersonen. So ist Werther zum Beispiel psychisch labil und - was Büchner ebenfalls erfreut haben dürfte - empfindet Sympathie für die kleinen Leute.


Politische Ausrichtung

Wie bereits in der Biographie angedeutet, ist Georg Büchner kein Freund der Monarchie gewesen. Er war ein Revolutionär, der die Macht in der Hand des Volkes sehen wollte - und nicht in der Hand eines einzelnen Königs und einiger Adliger. Insbesondere hat sich Büchner für die armen Leute eingesetzt, die in dieser Zeit im Elend lebten, während sich die Machthaber faulenzend ein schönes Leben machten und keinerlei Respekt gegenüber den sozial niedriger gestellten Menschen aufbrachten.
Büchner ist daher am ehesten dem Vormärz zuzuordnen. Auch der Hessische Landbote ist ein Schriftstück aus dieser Epoche. Zu bedenken ist allerdings, dass es andere Schriftsteller gab, die wesentlich radikaler dachten als er. In seinen Werken hat sich Büchner häufig auf eher subtile Art für diese geistige Richtung eingesetzt, und nicht lautstark einen Umsturz gefordert.